1890:
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Tonndorf - Lohe |
Am
19. Juli 1890 wohnten in Tonndorf 1182 Einwohner. Zu dieser Zeit
führte durch Tonndorf bereits eine Chaussee, welche die Verbindung
zwischen Hamburg und Lübeck darstellte. Die Einwohner gingen
ihrer täglichen Arbeit, meist durch Betreiben von Kleingewerben
nach. Die Landwirtschaft wurde lediglich auf 2 Höfen betrieben.
Die meisten der arbeitnehmenden Bevölkerung suchten in den
Wandsbeker Fabriken ihren Tätigkeitsbereich.
Im
Frühjahr 1890 stellte der amtierende Pastor fest,
dass Tonndorf bereits einen eigenen Friedhof besaß. Ein
Dorf mit einem eigenen Friedhof kann sich ebenfalls die eigene
Freiwillige Feuerwehr erlauben.
Somit
wurde am 19. Juli 1890 auf der Gründungsversammlung
der Freiwilligen Feuerwehr Tonndorf die Gründung der Freiwilligen
Feuerwehr Tonndorf - Lohe beschlossen. Zu dieser Versammlung waren
nachweislich 13 Tonndorfer Bürger erschienen. Später
wurde durch geheime Abstimmung ein Vorstand gewählt: Zum
Hauptmann wurde: August Singelmann (Gastwirt), zum Vize-Hauptmann:
Heinr. Buck (Malermeister), zum Zugführer und Spritzenmeister:
Alb. Martens (Gastwirt), zum Vize-Spritzenmeister: Johs. Schmidt
(Schmiedemeister) und zum Schriftführer T. Burmester (Kaufmann) gewählt.
Nachdem die Gründung rechtens war, wurde in den folgenden
Jahren die intensive Ausbildung der Kameraden betrieben. Hier
erhielten sie die Unterstützung der Männer anderer Freiwilliger
Feuerwehren.
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Die
frühen Jahre der FF Tonndorf |
Durch
Entrichtung freiwilliger Beiträge war es möglich, die
ersten Ausrüstungsgegenstände, sowie die Uniformen anzuschaffen.
Die Ausrückebereiche der Wehr waren: Farmsen, Jenfeld, Barsbüttel,
Tonndorf und Meiendorf. Die Handdruckspritze, welche man damals
zur Verfügung hatte, war schon beim Hamburger Brand von 1842
verwendet worden.
1892 hatte die Tonndorfer Wehr ihre erste größere
Feuerprobe zu bestehen, als der Schinkenkrug an der Tonndorfer Hauptstraße
abbrannte. Im Anschluß wurde das "Niemeiersche Haus"
vom Feuer heimgesucht und zerstört. Von den Kräften wurde
später erkannt, dass bei der Brandbekämpfung nicht genügend
Kameraden an der Einsatzstelle waren. Hauptmann August Singelmann
stellte fest, dass es bei der Alarmierung Unzulänglichkeiten
gab. Somit wurde in der Generalversammlung am 12. Oktober 1892 der
Kauf einer Trompete beschlossen.
Im Jahre 1896 entschloss man sich ein Gerätehaus
zu bauen, dass Dank der Mitarbeit aller Kameraden in freiwilliger
Arbeit - unter Verzicht auf jegliches Entgelt in der Rahlau entstand.
Am
31. Juli 1898 wurden die Männer der Freiwilligen Feuerwehr
Tonndorf-Lohe zu dem Brand der Wandsbeker Kirche gerufen. Hier waren
sie zusammen mit anderen Wehren bemüht, den Kirchturm und Teile
des Schiffes vor dem Feuertot zu bewahren.
1907
wurde ein Antrag auf einen Mannschaftswagen gestellt und 1910
der Fuhrunternehmer Johann Niemeier, der gegenüber dem Spritzenhaus
wohnte, mit der Anspannung der Pferde beauftragt. Dieses Amt übertrug
sich später auf seinen Sohn.
1914 ging der 1. Weltkrieg leider nicht spurlos
an der FF Tonndorf vorbei. 4 Kameraden kehrten nicht zurück:
Bernhard Waschmann, Hermann Becherer, Heinrich Wohlers und Albert
Schmidt.
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Die
Eingemeindung Tonndorfs |
Durch
die Eingemeindung im Jahr 1926 gehörte die
Freiwillige Feuerwehr Tonndorf-Lohe dem Löschzug Wandsbek an.
Vorher gehörte Tonndorf zum Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein.
1928 bekam Tonndorf nicht nur den Bahnhof Wandsbek-Ost,
sondern es gelang auch, den bisher zur Verfügung stehenden
Löschkarren durch ein Gespann abzulösen und später
sogar der Erwerb eines motorgetriebenen Löschfahrzeuges. Dieses
schaffte somit die Möglichkeit, noch schneller und wirkungsvoller
die bevorstehenden Einsätze abzuarbeiten.
In
der Zeit von 1930 - 1933 gingen auch die politischen Veränderungen
nicht an der Freiwilligen Feuerwehr vorbei. Diese unruhigen Zeiten
und die Einflußnahme auf die Wehr wurden von dem damaligen
Hauptmann sehr diplomatisch, aber auch mit dem entsprechenden Durchsetzungsvermögen
geregelt. 1933 wurde erstmalig die Organisation Feuerwehr über
die Ortsgrenzen hinaus organisiert. Für unseren Bereich wurde
die Löschgruppe Wandsbek gebildet. Die FF Tonndorf stellte
damals in dieser Organisation den "Halbzug 4" dar.
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Die
schwierigen Aufgaben der FF Tonndorf im 2. Weltkrieg |
1934
übernahm Louis Meyer als Hauptmann die Führung
der Wehr. Es gelang ihm, ein motorbetriebenes Löschfahrzeug,
für damalige Zeiten modernster Art, zu beschaffen. Dies war
auch unbedingt notwendig, denn die Zeiten von 1933 - 1945
waren nur mit diesen Gerätschaften annähernd zu bewältigen.
Zur Zeit des 2. Weltkrieges wurde der Aufgabenbereich und die Organisation
umstrukturiert. In dieser neu strukturierten Form wurden zweimal
monatlich Verbandslöschübungen durchgeführt, um sich
auf die bevorstehende Gefahrenabwehr vorzubereiten. 1938
musste sich Wandsbeks gesamte Freiwillige Feuerwehr einschließlich
des Zuges von Jenfeld und Tonndorf mit ihren Geräten auf dem
Neumarkt einfinden, um die Prüfung abzulegen, die zur Anerkennung
der Wehr als Hilfspolizei nach dem Feuerlöschgesetz vorgeschrieben
war (siehe Foto Mitte).
Am
18. Mai 1940 wurde aus den Vorbereitungen dann leider bitterer
Ernst. Es folgte der erste Bombenangriff auf Hamburg. Die zur Verfügung
stehenden Einheiten lagen in Bereitschaft, brauchten jedoch nicht
auszurücken. In der Nacht vom 21. auf den 22. Juni
1940 fielen dann die ersten Bomben in dem Bereich Wandsbek.
Hier waren die Kameraden des "Halbzuges Wandsbek 4" (FF
Tonndorf) gemeinsam mit den Halbzügen Oldenfelde, Meiendorf
und Rahlstedt im Einsatz. Im August 1940 wurden
im Bereich der Ahrensburger Str. acht Sprengbomben abgeworfen. Hiervon
explodierten 2 Stück nicht. Des weiteren wurden in der Nacht
vom 2. auf den 3. Mai 1941 Einsätze in der
Ahrensburger Str. gefahren.
Vom 9. bis 12. Mai 1941 war die Wehr 4 Tage ununterbrochen
im Einsatz, um die entstandenen Schadensarten zu bewältigen.
Hierbei wurden unter anderem Schadenssituationen bei den Norddeutschen
Hefewerken (Dachstuhlbrand) bewältigt.
In der Nacht vom 14. auf den 15. Januar 1942 wurden
die Feuerwehren bis an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit
gefordert. Im Bereich Meiendorfer Straße, Bergstraße
und Stapelfelder Str. fielen 300 Brandbomben. Die hierdurch verursachten
Feuer waren von den eingesetzten Kräften nicht mehr zu bewältigen.
Kurz darauf erfolgte der erste Abwurf von Phosphorbomben.
Am 29. März 1942 wurde parallel zu den ersten
Flächenangriffen auf Deutschland auch Lübeck angegriffen.
Diverese Halbzüge wurden zur Unterstützung nach Lübeck
geschickt, um Hilfe zu leisten. Darunter auch der Halbzug Wandsbek
4, der bis zum 04. April 1942 in Lübeck verblieb.
Am 25. Juni 1942 stürzte ein Flugzeug amerikanischer
Herkunft in das heutige Freibad Ostende ab. Zuvor war dieses Flugzeug
durch Flagfeuer stark beschädigt worden und zur Notlandung
gezwungen.
Am 24. Juli 1943 wurden dann die Tonndorfer zum
zweiten Mal zur Wandsbeker Kirche (Christuskirche) gerufen. Das
erste Mal wurde bereits am 31. Juli 1898 gegen die Flammen gekämpft.
Diesmal brannte der Kirchenturm vollständig aus und stürzte
unter Glockengeläut um 04:10 Uhr auf das Kirchenschiff und
den Vorplatz.
Ab
Juli 1943 begannen die schwersten Angriffe auf
Hamburg. Hier war es den Kräften nicht mehr möglich, die
Brandbekämpfung direkt vorzunehmen. Die Aufgaben beschränkten
sich nunmehr auf die Bildung von Wassergassen, um den geretteten
Personen ein sicheres Geleit aus den Flammen zu ermöglichen.
Die Gesamtlage spitzte sich immer mehr zu und ließ kaum noch
Perspektiven erkennen. Die letzten Einsätze des Löschzuges
4 erfolgten am 11. März 1945. Danach wurden
die Kräfte in dieser Struktur aufgelöst und alle Fahrzeuge
für andere Zwecke (Volkssturm) eingesetzt.
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Die
Nachkriegsjahre der Freiwilligen Feuerwehr Tonndorf |
Nach
dem Ende des 2. Weltkrieges galt es, wieder eine funktions- und
leistungsfähige Freiwillige Feuerwehr ins Leben zu rufen. Es
wurden in altbekannter Feuerwehrmanier Gerätschaften zur Verwendung
und Durchführung von Brandbekämpfungsmaßnahmen "organisiert".
Dieses war auch unbedingt notwendig, denn bereits am 30.11.1946
wurde ein Großbrand in der Deichstraße gemeldet. Hier
brannten Speicher-Anlagen. 10 Züge der Berufsfeuerwehr und
20 Löschgruppen der Freiwilligen Feuerwehr wurden an den Brandort
gerufen. Auch die Tonndorfer hatten hier die Möglichkeit, an
der Gefahrenabwehr mitzuwirken. Nach dem Zusammenbruch waren jegliche
Art von Uniformen verpöhnt und unerwünscht. Trotzdem mussten
die Angehörigen der Feuerwehren Schutzkleidung erhalten. Am
01. März 1947 wurden Uniformen organisiert, welche
noch aus Wehrmachtsbeständen vorlagen und nach einer gewissen
"Designumgestaltung" (Umfärben) an die Kameraden
ausgegeben werden konnten.
Am 29. Juli 1948 lief eine Feuermeldung aus einem
Gebäude in der Mönckebergstraße ein. Hier brannte
das Kaufhaus Karstadt - und nach entsprechender Alarmfolge wurde
der 8. Alarm ausgelöst. Neben der FF Tonndorf waren somit 9
weitere Wehren aus dem Bereich Ost an der Einsatzstelle tätig.
Am 09.11.1949 folgte das nächste Großfeuer
auf dem Gut Wohldorf. Zur Brandbekämpfung waren hier neben
4 Zügen der Berufsfeuerwehr weitere 8 Löschgruppen der
Freiwilligen Feuerwehr ca. 16 Stunden lang im Einsatz.
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Die
Weiterentwicklung der FF Tonndorf ab 1950 |
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Seit
den 50er Jahren nahmen die Einsätze deutlich zu. Der Stadtteil
Tonndorf entwickelte sich zu einer beliebten Wohngegend mit Einzelhausbebauung.
Auch in Jenfeld entstanden größere Wohngebiete. Die Tonndorfer
Wehr hatte daher mehr Einsätze als je zuvor abzuarbeiten. Jedoch
wuchs mit den Aufgaben auch die Erfahrung der Wehr, es verbesserte
sich die Ausrüstung und es wurden neue Fahrzeuge beschafft.
Insbesondere Gras- und Flächenbrände machten in den 50er
und 60er Jahren einen Großteil der Einsätze aus. Hier
nun folgend aufgeführt - einige, besondere Einsätzen ab
1950:
21.
Mai 1950 - Großfeuer beim Landwirt Bohlen an der
Jenfelder Straße.
04. Juli 1950 - Großfeuer auf dem Staatsgut
Farmsen. Es brannte eine Scheune; 3 C-Rohre eingesetzt.
22. April 1954 - Holstenhofweg, Brannte 800 qm
Grasfläche.
21. Mai 1954 - Großfeuer im Hamburger Hafen,
FF Tonndorf besetzte Wache 7 (BF Wandsbek).
14. März 1956 - Reisnerskamp, Gasexplosion
aufgrund einer defekter Gasleitung, 1 Person tot geborgen.
10. Dezember 1957 - Kelloggstraße, Brannte
Dachgeschoss.
02. Februar 1962 - 18 Sturmeinsätze in Wandsbek,
Tonndorf, Rahlstedt, Oldenfelde und Meiendorf.
16. Februar 1962 bis 22. Februar 1962 - An einem
Freitag, musste gegen 13.00 Uhr in der Kelloggstr. ein Flaggenmast
vom Dach geholt werden. Zu dieser Zeit begann bereits die Katastrophe,
welche 300 Menschen das Leben kosten sollte. Die Große
Flut von 1962. Die FF-Tonndorf war bis zum 22.02. laufend
im Einsatz, da durch das Hochwasser die Innenstadt überschwemmt
und in Wilhelmsburg die Deiche gebrochen waren.
13. Mai 1962 - Holstenhofweg, Es brannte ein Altmetall-Lager.
8. Juni 1963 - In der Ahrensburger Str. war ein
Kaffee-Veredelungswerk explodiert. Vier Züge der Berufsfeuerwehr
und zwei Züge der Freiwilligen Feuerwehr (Rahlstedt und Tonndorf)
kämpften dort gegen die Flammen. Es waren in den umliegenden
Häusern 70 Verletzte zu beklagen, die von zersplitternden Fensterscheiben
und umgeworfenen Möbeln verletzt wurden.
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Ab
den 70er Jahren nahmen die Einsätze stetig zu. Insbesondere
waren Feuer und Technische Hilfeleistungen Grund von Alarmierungen.
Die Technik und Ausbildung wurde kontenuierlich ausgebaut und verbessert.
Die
oben stehenden Zahlen, Daten und Fakten sollen einen Überlick
über die Entstehung und Entwicklung der FF-Tonndorf geben.
Die Daten und Fakten besitzen keine Garantie auf Richtigkeit oder
Vollständigkeit. An dieser Stelle sei zu erwähnen, dass
die Daten, Fakten und Bilder aus der wehreigenen Chronik der FF
Tonndorf stammen. An den Bildern und Texten bestehen Schutzrechte,
die wir zu beachten bitten.
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